Im Zug des Genderns sollen plötzlich Wörter und Ausdrücke auf den Index kommen, deren Ursprung ganz anders ist. So auch «dämlich» und «herrlich», die jedoch nichts mit Dame und Herr zu tun haben!
In der Tageszeitung «St. Galler Tagblatt» vom 17. August 2021 verlangt eine Autorin, dass im Zuge des Genderns die Worte «herrlich» und «dämlich» auf den Index gesetzt werden, um damit ein Zeichen gegen Sexismus zu setzen. Hier der originale Artikel:
Kolumne Apropos aus dem St. Galler Tagblatt vom 17. August 2021
Richtig ist: Dämlich kommt von dämeln und Herrlich von hehr
Die Absicht und Intention der Schreibenden ist zwar begrüssenswert, aber dennoch falsch. Mit Ihren Schlussfolgerungen beweist die Schreibende nämlich, dass im Zuge des Genderns immer häufiger Falschaussagen und Fehlschlüsse zu unsinnigen Forderungen führen. Mit wenigen Klicks im Internet hätte sie recherchieren können, dass «dämlich» in keiner Weise von «Dame» hergeleitet ist und «herrlich» nichts mit «Herr» zu tun hat.
Wie Bastian Sick in einer seiner grossartigen Kolumnen «Zwiebelfisch» darlegt, stammt «dämlich» vom mundartlichen Verb «dämeln» ab, das «sich kindisch benehmen, verwirrt sein» bedeutet. Nebst «dämeln» ist auch die Form «dammeln» zu finden. Beide kommen aber nicht vom Wort «Dame», sondern von «taumeln» und «dämmern».
Ebenso stammt das Wort «Herrlich» auch nicht von «Herr» ab, obwohl sie dieselbe Wurzel haben. Wie Bastian Sick wunderbar darlegt, trifft das aber auf Mensch und Affe auch zu! Beide Worte gehen vielmehr zurück auf das Adjektiv «hehr», das im Althochdeutschen zunächst «grau(haarig)» bedeutete und später die übertragene Bedeutung «ehrwürdig» und «erhaben“ annahm. Statt «herrlich» müsste also eigentlich «hehrlich» geschrieben werden. Die komplette, sehr lesenswerte Kolumne von Bastian Sick finden Sie hier: https://bastiansick.de/kolumnen/fragen-an-den-zwiebelfisch/kommt-daemlich-von-der-dame-und-herrlich-vom-herrn/
Die Forderung der Autorin, «herrlich» und «dämlich» auf den Index zu setzen, fusst also auf völlig falschen Annahmen und mangelnder Recherche. Damit erweist sie den, an sich ja sinnvollen, Genderbemühungen aber einen Bärendienst. Was im Endeffekt alles andere als herrlich, sondern reichlich dämlich wäre!